Habe ich das erste Angeber-Elektroauto am Markt gekauft?

Habe ich das erste Angeber-Elektroauto am Markt gekauft?

Seit Anfang November 2018 leistet ein Hyundai Kona Elektro treue Dienste für mich. Viel Fahrspaß und keinerlei Probleme zeichneten die Zeit mit dem kleinen Koreaner aus. Doch da bei mir in letzter Zeit der Drang nach mehr Platz und im Idealfall mehr Langstreckentauglichkeit zunehmend in den Vordergrund trat, galt es sich nach einem neuen Auto umzuschauen.



War zunächst der Aiways U5 aufgrund des sensationellen Preis-/Leistungsverhältnisses der absolute Favorit, blieb der Wunsch nach mehr “Sportlichkeit”. Die unfassbar günstigen Leasingraten für den Audi E-Tron 55 Sportback ließen mich kurzfristig auch über den Ingolstädter nachdenken. Allerdings nahm ich Im Februar letzten Jahres an einer Präsentation des neuen Ford Mustang Mache-E bei Gaul & Klamt in Bad Neustadt teil. Und was ich dort in Augenschein nehmen und auch eine Weile alleine erkunden konnte, weckte Begehrlichkeiten.

Zwar ist auch der Mach-E ein Elektroauto der Gattung SUV, aber er kaschiert diese Eigenschaft sehr geschickt. Die Dachlinie fällt durch einen optischen Trick nach hinten für ein SUV ungewöhnlich stark ab. Damit gelingt es Ford dem Mustang eine “dynamische” Sihlouette zu verpassen, wie ich sie sonst nur beim E-Tron Sportback gesehen habe. Die eigentliche Dachhaut ist jedoch gewölbt und bietet den Passagieren im Innenraum viel Platz sowie Kopffreiheit. Im Marketingsprech nennt man das Crossover. 

Damit nicht genug, trifft der mit hochwertigen Materialien ausgeschlagene Innenraum genau meinen Geschmack. Ein großes zentrales 15,5-Zoll-Display vom bayerischen Zulieferer Preh versorgt den Fahrer mit Informationen und ermöglicht die Bedienung per Touchscreen. Ford hat sich hier offensichtlich von Tesla “inspirieren” lassen. Beim Bedienkonzept bemerkt man zum ersten Mal, dass der US-Hersteller Milliarden-Investitionen getätigt hat, um seinem Elektro-Zugpferd auf die Sprünge zu helfen. Alles läuft flüssig, lässt sich flott bedienen und wartet auch mit ein paar cleveren Features auf. an dieser Stelle sei nur die “Halten-Funktion” genannt. Einmal einen virtuellen Regler auf dem Display berührt, kann man unabhängig von der Grafik den Eingabebefehl auf dem ganzen Display vollziehen. Verrutschen während der Fahrt ist damit kein Problem mehr. Nur ein kleines Detail, das aber sofort die Frage aufwirft “Warum macht das nicht jeder Hersteller so?”.

Beim neuen Betriebssystem Sync 4 hört die Innovation von Ford nicht auf. Konsequent hat man den Mach-E entwickelt und mit zwei Allrad- und zwei Heckantriebsvarianten mit Technik ausgestattet, die mehr als nur auf der Höhe der Zeit ist. Ladeleistungen von bis zu 150 kW bei den Varianten mit dem 99 kWh-Akku (netto 88 kWh), Motorleistungen von bis zu 465 PS beim GT und vor allem eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern nach WLTP lassen den geneigten Elektroauto-Interessenten mit der Zunge schnalzen. Dass die Türöffnung über einen Touchsensor erfolgt und klassische Türgriffe fehlen ist dabei eine Kröte, die man gerne schluckt.

Und was kostet der Ritt mit dem Mach-E? Die Preise beginnen bei 46.900 Euro und enden aktuell bei 62.900 Euro. Der später Marktpremiere feiernde Mach-E GT wird diese Grenze sicherlich nochmal deutlich sprengen. Dennoch bleibt festzuhalten. Der Einstieg in die Pony-Welt startet auf dem Niveau eines gut ausgestatteten VW ID.3. Letzterer hat dann deutlich weniger Platz, deutlich weniger Leistung, eine eher preiswerte Innenraumanmutung und auch noch weniger Reichweite. Auch gegenüber dem Klassenprimus Tesla hat man sich konkurrenzfähig positioniert. Mehr gibt es beim US-Konkurrenten nicht fürs Geld. 

Tja, was soll ich sagen. Der Mach-E hat bei einer Mitfahrt im November endgültig mein autoaffines Herz erobert und ich habe einen Mach-E RWD mit großem Akku in Irridium-Schwarz Mica verbindlich bestellt. Jetzt kann ich es kaum abwarten die ersten Runden mit dem in meinen Augen großen Wurf von Ford zu drehen. Und was ist das beste Indiz dafür, dass der Mustang ins Schwarze trifft? Teslamag, ein online-Portal mit Schwerpunkt Tesla, schrieb kürzlich, der Mach-E sei das erste Angeber-Elektroauto. Bemängelte aber die Sprintfähigkeit des Neulings mit rund 6 Sekunden von 0 bis 100 km/h als zu langsam und wertet wohl die Flügel-Türen des Tesla Model X als Zeichen von Bescheidenheit und Zurückhaltung. Hätte ich noch an meiner Kaufentscheidung gezweifelt, der Artikel von Teslamag würde mich sagen lassen: “Alles richtig gemacht.”

 

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